Meeresfrüchte im einstigen Tresorraum

Schon beim Betreten der Gendarmerie umweht einen Hauptstadtluft. Ein 7,30 Meter hoher Saal im klassischen Stil einer Pariser Brasserie oder eines Wiener Kaffeehauses lässt Literaten- und Künstlerherzen höherschlagen. Eine 13 Meter lange Bar und das größte Holzrelief der Welt an der Wand – vom kanadischen Künstler Jean-Yves Klein – geben dem Raum majestätische Größe und eine Atmosphäre der 20er-Jahre. Eine typische Berliner Note bekommt das Ganze durch Stücke der Berliner Mauer mit bunten Graffitis, die den hohen Raum zieren. Die Küche gleicht einer gehobenen französischen Brasserie, bietet aber auch Berliner Spezialitäten von Bulette bis Königsberger Klopse. „Bei uns finden Sie kein Chichi und extra Schäumchen hier und da, sondern ehrliche Produkte in sehr guter Qualität auf dem Teller“, erklärt Anna Maaß. Politik und Wirtschaft treffen sich hier zum Business Lunch mit einem Ein bis Drei-Gang-Menü zum reellen Preis (17 bis 23 Euro). Das Menü am Abend ist dann raffinierter – mit Hummer, Bouillabaisse oder Tatar vom Weiderind. Sehr beliebt ist das Hauptstadtmenü, das monatlich wechselt. Das Gästeprofil reicht von Touristen aus Japan und Amerika bis hin zu Berlinern, die sich hier ein Menü zum Jahrestag oder zum Geburtstag gönnen. Außerdem trifft sich hier das Who‘s who der Hauptstadt zu  Essen oder an der Bar in weltstädtischer Atmosphäre. Die bis zu 150 Plätze auf dem Terrassenbereich sind vor allem im Sommer Ort stilvoller, legendärer Abende voller Genuss. 

Seit 2010 findet sich im Souterrain die kleine und nicht minder feine Schwester der Gendarmerie, die Austernbank. Das Berliner Fischrestaurant im ehemaligen Tresorraum ist der berühmten Grand Central Oyster Bar in New York nachempfunden. Die markante Säulenhalle mit ihrem cremeweißen gekachelten Mauerwerk, den Gewölbebögen und zwei großen Treppenzugängen ist allein schon ein traumhafter Anblick. „Hier servieren wir vor allem erstklassige Gerichte mit dem Schwerpunkt auf Fisch und Meeresfrüchte. Kernprodukt sind frische Austern aus Nordfrankreich und von Sylt von unseren ausgewählten Lieferanten exklusiv und frisch geliefert“, erklärt die Unternehmerin. Bei allen Gerichten und beiden Restaurants wird auf Regionalität und Saisonalität geachtet. Die Speisekarte der Austernbank hält zudem auch die Möglichkeit bereit, die Gerichte aus der Gendarmerie in den Gewölberäumen zu genießen. „In beiden Restaurants bieten wir außerdem vegane und vegetarische Alternativen an. Es soll ja für jeden und jede etwas dabei sein“, weiß Anna Maaß, die mit ihrem Team immer die Zeichen der Zeit erkennt und entsprechend alles bereithält, um die Gäste glücklich zu machen.

Herr über Töpfe und Pfannen, sowie Anleiterder 14 Köche und Köchinnen der verschiedenen Abteilungen ist Motalib Missmann. Die zentrale Küche für die beiden Restaurants und das Eventzentrum steuert der 45-Jährige seit 2022 alsalleiniger Küchenchef. Davor arbeitete er schon seit über 15 Jahren unter der Leitung des französischen Küchenchefs Phillippe Lemoine, der mehrere namhafte Berliner Restaurants leitete, bevor er mit seinem kulinarischen Team 2017 in die Gendarmerie wechselte. Der Leiter der Gastronomie für den gesamten Komplex, Besjian Jahji, ist ein ebenso wichtiger Bestandteil der Crew, der es seit Ausbildungsstart in der Gendarmerie zum Schichtleiter und später zum Restaurantleiter brachte und nun mit 26 Jahren die gesamte Gastronomie leitet. Ein weiterer Posten im Führungsteam ist der von Chefpatissier Hafedh ElAmri, der zudem für die Qualitätsprüfung und das Controlling der Restaurants da ist. Alle Führungskräfte bilden mit ihren Teams seit mehr als sieben Jahren ein stabiles Kollegium ohne größere Wechsel. „Einfach weil die Chemie und die Kommunikation stimmt und wir uns hier auf Augenhöhe begegnen“, beschreibt die Geschäftsführerin. Einmal die Woche ist Teamrunde der Leitungen und mehrmals die Woche bespricht sich Missmann mit seinen Souschefs. In diesen energiegeladenen Meetings werden die Karten von Gendarmerie und Austernbank sowie die wöchentliche Lunchkarte neu konzipiert. „Durch die Kontinuität und die guten Bedingungen für alle Mitarbeitenden und Auszubildenden ist der Personalmangel, unter dem die Branche leidet, bei uns eigentlich nicht spürbar“, erklärt Anna Maas. Darauf ist die Unternehmerin besonders stolz. Nicht zuletzt ihre unablässige Bereitschaft, für die eigene Mannschaft einzustehen, und ihre eigene Handschrift sorgen für eine bemerkenswert leidenschaftliche Atmosphäre und den Erfolg rund um Berlins eleganteste Gastgeberin.