
Kulinarisch-kulturelles Erbe
Am Rande der Siedlung Fürst Leopold, wo früher die Bergmänner der gleichnamigen, 2001 geschlossenen Zeche lebten, hat sich der kleine Imbiss zur Pilgerstätte für Liebhaber klassischer Imbissgerichte aus ganz Deutschland entwickelt. Eröffnet wurde der nur knapp 25 Quadratmeter große Flachdachbau 1976 von den beiden „Marlieses“ – Hüsken und Rosin. Erstere ist die Mutter von Thomas und Stephan Hüsken, die heute in zweiter Generation die Service-Bund Gebietszentrale Hüsken in Dorsten führen. Letztere war die Mutter von Sternekoch Frank Rosin, die 2010 den Imbiss an Ihre langjährige Mitarbeiterin Diana Einhaus übergab, die Ende 2020 coronabedingt den Imbiss schließen musste.

Glückliche Fügung
Im vergangenen Jahr stand das inzwischen marode und unter Denkmalschutz stehende Gebäude zum Verkauf. Von den vielen Interessenten erhielt Patrick Schürhoff den Zuschlag. Selbst in der Siedlung aufgewachsen, machte er sich auf die Suche nach einem Pächter, der das kulinarische Erbe des Glückauf-Grill weiterführen sollte. Eine perfekte Story für das beliebte kabel 1 Format Rosins Restaurants, der die „Rettung“ des Grills direkt zur Chefsache machte. Keine leichte Aufgabe, denn während der Dreharbeiten erwies sich der ausgewählte Pächter als Pleite und Patrick Schürhoff musste schnell Ersatz finden. Das war der Moment, in dem bei Eric Jäger das Telefon klingelte. Der Inhaber des erfolgreichen Schlemmerecks in Dorsten ist eine lokale Größe, wenn es um Partyservice, Mittagstisch und Imbiss geht. Schon als kleiner Junge ließ er sich bei seiner aus Dortmund stammenden Oma traditionelle Ruhrgebietsküche wie Graupensuppe, Kohlroulade oder Königsberger Klopse schmecken. Wie man einen Imbiss führt, lernte er nebenbei bei seinen Eltern, die 1968 in einem Dorstener Einkaufscenter einen Stehimbiss eröffneten. „Als der Patrick mich angerufen hat, habe ich abgesagt. Hier im Schlemmereck ist genug zu tun“, blickt der gelernte Einzelhandelskaufmann zurück. Als dann nur wenige Stunden später Thomas Hüsken anrief, Geschäftsführer der Service-Bund Gebietszentrale Hüsken und seit Jahren Eric Jägers Lieferant, ließ sich Jäger wenigstens zu einer Besichtigung überreden.
Lösung statt Problem
Als der Kochprofi dann vor Ort sah, mit wie viel Profession die Renovierungsarbeiten liefen, sagte er spontan zu. „In der darauffolgenden Nacht habe ich nicht schlafen können und nur daran gedacht, was ich mir alles aufgehalst habe. Ich wollte doch diesen Sommer auch mal meinen Garten mit Pool und selbstgebauter Outdoorküche genießen“, erinnert sich Jäger, der vor der nächsten schlaflosen Nacht eine Lösung parat hatte: „Meine langjährige Mitarbeiterin Sandra M. war bereit, im Glückauf-Grill zu arbeiten.“ Für Fans von Rosins Restaurants ist sie keine Unbekannte, musste sie doch das Probekochen mit Frank Rosin übernehmen, weil ihr Chef kurzfristig flach lag.

Nicht neu - aber anders
Am 15. März 2022 fand schließlich die feierliche Eröffnung statt, zu der sich die Dorstener die Klinke in die Hand gaben. Mit so einem Ansturm hatte niemand gerechnet. „Nach Ausstrahlung der Sendung gab es nochmal einen Schub und sogar aus anderen Bundesländern reisen unsere Gäste mittlerweile an“, erzählt Jäger, der immer noch überrascht ist. Sicherlich hat das auch mit der medialen Präsenz zu tun, bestimmt aber mit der einfachen und ehrlichen Küche, die angeboten wird. Pommes, Currywurst, selbstgemachte Frikadellen, Schnitzel und einfache Mittagsgerichte wie Bohnensuppe, Graupensuppe oder Nudeln gehen über den Tresen des liebevoll renovierten Imbisses. „Wir haben Aufgrund der Größe weder große Lagerkapazitäten noch eine richtige Küche. Den Mittagstisch produzieren wir im Schlemmer-Eck vor, ebenso Schnitzel und Frikadellen“, erklärt Jäger
Flexible Partner
„Ich bin froh, dass ich mit Hüsken einen so flexiblen Lieferanten habe, denn wir haben ja im Glückauf-Grill keine Lagerkapazitäten“, erzählt der Kochprofi. Mittlerweile liefert Hüsken fast täglich und am Wochenende kommt auch schon mal Thomas Hüsken persönlich mit dem LKW vorbei und schwelgt bei einer Jägerwurst mit Pommes dann gern mal in Kindheitserinnerungen. Wenn man einen Blick auf die Bestellungen von Eric Jäger wirft, fällt auf, dass der erfolgreiche Gastronom vor allem auf die Service-Bund Eigenmarke Servisa setzt: „Die Produkte sind vom Preis-Leistungs-Verhältnis einfach unschlagbar.“ Denn Qualität ist ihm wichtig – im Schlemmereck wie im Glückauf-Grill. Was selbst hergestellt werden kann, produziert Jäger zusammen mit seinem neunköpfigen Team im Schlemmer-Eck, da dort eine 25 Quadratmeter große Küche zur Verfügung steht, in der auch die Aufträge für den Partyservice gekocht werden. Denn eins steht fest: Jägers Konzept aus Imbiss, bodenständigem Mittagstisch und Partyservice geht auf: „Ich nenne das immer meine drei Säulen, auf denen mein Geschäft basiert.“
Mehrere Standbeine
Ein weiterer wichtiger Baustein ist für den sympathischen Dorstener ein Mix aus analoger und digitaler Werbung und Präsenz. Für beide Geschäfte hat er von einer Agentur eine Internetseite einrichten lassen, ferner setzt er auf Facebook und Instagram. Ganz analog aber ein echter Renner sind die Bonuskarten für den Mittagstisch und die Currywurst. Und die Mund-zu-Mund-Propaganda klappt im Ruhrgebiet eh noch viel besser als anderswo. Somit dürfte Eric Jäger im Sommer 2022 auch eher seltener das wohltemperierte Nass in seinem Gartenpool genossen haben, denn bekanntlich hat ja alles nur ein Ende, doch die Wurst hat zwei. Dementsprechend darf man auch in Zukunft gespannt sein, was er noch so alles auf die Beine stellt.
Glückauf!
Glückauf-Grill Dorsten

